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Vorgeburtliches Lernen: Pränatales Lernen bezieht sich in der Psychologie auf den Prozess, durch den ein Fötus bereits vor der Geburt im Mutterleib zu lernen beginnt. Studien legen nahe, dass Föten externe Reize wie Geräusche, Musik und die Stimme der Mutter erkennen und darauf reagieren können. Es wird angenommen, dass dieses frühe Lernen eine Rolle in der postnatalen Entwicklung spielt und die Vorlieben und Verhaltensweisen der Neugeborenen beeinflusst. Siehe auch Entwicklungsstadien, Lernen, Präferenzen, Verhalten, Charakterzüge.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Entwicklungspsychologie über Vorgeburtliches Lernen - Lexikon der Argumente

Vorgeburtliches Lernen/Entwicklungspsychologie/Upton: Es gibt einige Hinweise darauf, dass die kognitive Entwicklung (...) vor der Geburt beginnt. Der Nachweis, der diese frühen kognitiven Fähigkeiten unterstützt, stammt vom Nachweis vorgeburtlichen Lernens, welches mit der auditiven Wahrnehmung des Säuglings verbunden ist. Das Gehör entwickelt sich etwa im sechsten Monat vorgeburtlich, und es ist gut etabliert, dass der Fötus Geräusche wie Sprache und Musik wahrnehmen und darauf reagieren kann.
Das Erkennen und Bevorzugen der Stimmen ihrer Mütter, welches bei Neugeborenen beobachtbar ist, wird als eine erlernte Antwort auf Grundlage vorgeburtlicher Erfahrungen angesehen. (DeCasper, A. und Spence, M. (1986)(1).
Forschungsstudien haben zudem gezeigt, dass Neugeborene entweder Musik oder Prosa erkennen können, denen sie vorgeburtlich ausgesetzt waren, was auf die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten wie dem Gedächtnis vor der Geburt hindeutet.
Es wurde festgestellt, dass hormonelle Werte spätere kognitive Fähigkeiten beeinflussen, einschließlich Geschlechtsunterschiede. Es wird angenommen, dass ein erhöhter Testosteronspiegel zu einem schnelleren Wachstum der Neuronen im fötalen Gehirn führt und mit verbesserten räumlichen Fähigkeiten verbunden ist.
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DeCasper/Spence/Upton: Da die Forscher(1) sowohl Mütter als auch unbekannte Erwachsene einsetzten, um die Testgeschichte vorzulesen, kamen sie zu dem Schluss, dass die Kinder auf die Geschichte selbst reagierten, nicht nur auf den Klang der Stimme ihrer eigenen Mutter, die die Geschichte vorlas. Die Studie liefert daher gute Belege für vorgeburtliches Lernen.
Upton: Probleme: Es ist jedoch wichtig bei der Auswertung der Ergebnisse solcher Experimente keine Überinterpretation vorzunehmen. Denken Sie daran, dass, nur weil Säuglinge eine Reaktion auf etwas aufweisen, oder zeigen, dass sie zwischen zwei Dingen unterscheiden können, dies nicht bedeutet, dass sie sie auf die gleiche Weise wahrnehmen wie Erwachsene oder ältere Kinder. Säuglinge können vielleicht zwischen zwei Wörtern unterscheiden, aber das bedeutet nicht, dass sie irgendetwas darüber wissen, was das jeweilige Wort bedeutet. Das Wiedererkennen der vorgeburtlich präsentierten Geschichte deutet nicht darauf hin, dass die Säuglinge die Bedeutung von Wörtern gelernt haben, sondern dass sie über Sprachmuster und Sprache gelernt haben - was Linguisten als "akustische Signale" bezeichnen. Diese Fertigkeit ist der Vorläufer zur Entwicklung eines Verständnisses dafür, was Wörter bedeuten, und der Fähigkeit, Sprachlaute zu erkennen und zu erinnern und Wörter aus dem Sprachstrom zu segmentieren - mit anderen Worten, zu erkennen, wo Wörter beginnen und enden aus dem Fluss der Klänge, die Menschen erzeugen, wenn sie sprechen. Vgl. Moon und Fifer, 2000(2).
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Sprache: Es gibt beispielsweise Hinweise darauf, dass Neugeborene bereits gelernt haben, ihre Muttersprache zu erkennen. Sie können auch unterschiedliche Sprachmuster innerhalb dieser Sprache erkennen, z.B. können sie "Happy Talk" von anderen Sprachmustern unterscheiden (Mastropieri und Turkewitz, 1999)(3).
>Spracherwerb
, >Sprachentwicklung, >Motherese, >Phonologie, >Phonetik, >Phoneme, >P.D. Eimas.


1. DeCasper, A.J. and Spence, M.J. (1986) Prenatal maternal speech influences newborns’ perception of speech sounds. Infant Behavior and Development, 9: 133–50.
2 .Moon, C. and Fifer, W.P. (2000) Evidence of transnatal auditory learning. Journal of Perinatology, 20: S37—S44.
3. Mastropieri, D. and Turkewitz, G. (1999) Prenatal experience and neonatal responsiveness to vocal expressions of emotion. Developmental Psychobiology, 35(3): 204—14.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Entwicklungspsychologie

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011

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